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Motorrad kaufen - Tipps und RatschlÀge

23 FEBRUAR 2021
Ratgeber Motorrad Ankauf

Motorrad kaufen - Tipps und RatschlÀge

Manchmal ist es einfach Zeit fĂŒr ein neues Motorrad. Die GrĂŒnde dafĂŒr können vielfĂ€ltig sein. Oft ist es der Wunsch nach mehr Leistung, vielleicht aber auch der nach einem anderen Motorradtyp und in anderen FĂ€llen hat der Sparstrumpf nach langem Warten die GrĂ¶ĂŸe erreicht, um endlich das Traummotorrad in die Garage zu fahren.

Über den Verkauf eines Motorrades haben wir bereits berichtet, in diesem Artikel soll es daher um den Kauf einer neuen (oder gebrauchten) Maschine gehen.

Welches ist das fĂŒr mich richtige Motorrad?

Wer schon lange von einer ganz bestimmten Maschine trĂ€umt, kann diesen Abschnitt ĂŒberspringen. Denn fĂŒr diese Biker/ Bikerinnen ist es ganz klar: „Meine nĂ€chste Maschine muss eine [Marke] [Modell] in [Farbe] sein“.

Aber oft ist es auch so, dass man zwar eine vage Vorstellung, aber noch kein kein konkretes Modell im Auge hat („irgendwas Anderes halt“). Hier hilft es, sich ein paar Kriterien aufzuschreiben, welche man auf die Filter bei einschlĂ€gigen Verkaufsportalen oder den Seiten der Hersteller anwenden kann. Diese könnten z.B. lauten: „Sporttourer, mindestens 1.000 Kubik und 120 PS, mit ABS, nicht Ă€lter als fĂŒnf Jahre, am liebsten in blau“ (Wer nach einem Neufahrzeug schaut, fĂŒr den erĂŒbrigen sich das Alter und die Frage nach ABS natĂŒrlich).

Mit dieser Suche könnt ihr nun prĂŒfen, was der Markt so hergibt. Ihr werdet beim Durchschauen der Suchergebnisse schnell merken, ob die Kriterien bei euch passen. Sprechen euch die Fahrzeuge aus der Suche nicht an, so könnt ihr jederzeit einen Suchparameter Ă€ndern. SpĂ€testens nach ein- zwei Abenden der Suche sollten ein paar spannende Modelle identifiziert sein.

Ein Neufahrzeug oder ein gebrauchtes Motorrad kaufen?

Ob man sich zum Kauf eines neuen Motorrades entschließt oder ein gebrauchtes Motorrad kauft, hat verschiedene Vor- und Nachteile.

Bei einem Neufahrzeug bekommt man die neuste Technik, muss aber auch einen großen Wertverlust in den ersten 3 Jahren hinnehmen.

Mit einem Neufahrzeug erhaltet ihr die modernste Technik und es ist die bequemste Art, ein Motorrad zu kaufen. SĂ€mtliche Fallstricke eines Gebrauchtkaufes wie die Historie, evtl. UnfĂ€lle, Verschleißzustand etc. mĂŒsst ihr nicht beachten. Somit ist sichergestellt, dass ihr auf absehbare Zeit keine Kosten fĂŒr Reparaturen und Verschleißteile habt. Eine Garantie (nicht zu verwechseln mit der SachmĂ€ngelhaftung oder auch GewĂ€hrleistung !) der Hersteller deckt fĂŒr zwei (manchmal sogar fĂŒr drei) Jahre alle Probleme ab. Zudem habt ihr mit einem Neufahrzeug bei einem spĂ€teren Verkauf der Maschine die Chance, das Motorrad wieder zu einem guten Preis abzugeben. Dies alles bedingt natĂŒrlich einen höheren Preis als auf dem Gebrauchtmarkt. Bei einem FachhĂ€ndler könnt ihr auch eure Maschine in Zahlung geben, was den Umstand und Stress eines selbst durchgefĂŒhrten Verkaufs spart. Und selbst wenn der FachhĂ€ndler ein Fremdfabrikat nicht annimmt, gibt es Möglichkeiten fĂŒr einen stressfreien Verkauf. Mit unserem Ankaufsformular auf Estimoto könnt ihr in wenigen Minuten eine Anfrage abschicken und erhaltet nach kurzer Zeit ein Angebot fĂŒr eure Maschine.

Eine gebrauchtes Motorrad hingegen ist deutlich gĂŒnstiger zu haben, allerdings muss man hier beim Kauf deutlich hinschauen, um den Zustand der Maschine exakt zu erfassen und die Folgekosten fĂŒr Wartungen oder Reparaturen abschĂ€tzen zu können. Auch mĂŒsst ihr euch den VerkĂ€ufer genauer anschauen. Bei einem FachhĂ€ndler könnt ihr davon ausgehen, in guten HĂ€nden zu sein. Hier ist wieder die Möglichkeit der Inzahlungnahme vorteilhaft, außerdem gibt es bei einem FachhĂ€ndler auch auf gebrauchte Maschinen GewĂ€hrleistung, was bei einem Privatkauf in der Regel nicht der Fall ist.

Bei einem gebrauchten Motorrad muss man sich den Zustand und die Wartungshistorie genau anschauen

Aber auch auf dem privaten Gebrauchtmarkt kann man fĂŒndig werden. Die meisten VerkĂ€ufer sind ehrlich, aber leider tummeln sich hier einige schwarze Schafe, welche es zu erkennen gilt. Es gibt kein Patentrezept, aber ihr solltet bei Aussagen im Verkaufstext oder Telefonat aufhorchen, welche da lauten “gekauft wie gesehen” (Verdacht auf versteckte MĂ€ngel?) oder “Verkauf im Kundenauftrag” (Herkunft der Maschine könnte fragwĂŒrdig sein). Auch Preis weit unter dem Marktwert könnte ein Alarmsignal sein.

Die erste Kontaktaufnahme

Ist die Traummaschine identifiziert und ein gutes Angebot gefunden, erfolgt die erste Kontaktaufnahme. Dies kann schriftlich oder telefonisch erfolgen. Dabei bietet ein Anruf den Vorteil, dass ihr Fragen sehr viel direkter klÀren könnt und einen ersten Eindruck vom VerkÀufer erhaltet.

Ein Telefonat ist perfekt fĂŒr die erste Kontaktaufnahme beim Motorradkauf
Fragt in einem Telefonat z.B. folgende Punkte ab:
  • Was ist der Verkaufsgrund?
  • Wie regelmĂ€ĂŸig wurde die Maschine gefahren? Ein hoher km-Stand kann auch bedeuten, dass die Maschine fĂŒr zwei große Touren verwendet wurde und sonst nur rumstand.
  • Bei sportlicheren Maschinen: War der Besitzer damit auf der Rennstrecke?
  • Ist die Maschine ohne UnfĂ€lle oder Umfaller? Falls nicht: Was ist passiert? Wie wurde der Schaden behoben?
  • Sind alle Inspektionen durchgefĂŒhrt worden?
  • Bei welchem km-Stand wurde die letzte Inspektion durchgefĂŒhrt? => PrĂŒft im Nachgang des Telefonats, welche Inspektionen bei welchen km-StĂ€nden anstehen. Oft werden Maschinen vor einer großen (und somit teuren) Inspektion verkauft. Dies könnte bei der Preisverhandlung nĂŒtzlich werde
  • Wie viele Vorbesitzer hatte die Maschine?
  • Wo wurde sie gekauft?
  • Welches Zubehör ist dabei (manchmal werden z.B. Koffer vergessen zu erwĂ€hnen)
  • Wo stand die Maschine (Garage oder im Freien?)
  • Wann ist die nĂ€chste HU (TĂŒV) wieder fĂ€llig?

VerlÀuft das GesprÀch positiv und hinterlÀsst der VerkÀufer bei euch einen guten Eindruck, so könnt ihr einen Termin zur Besichtigung und Probefahrt vereinbaren.

Die Besichtigung

Es ist so weit, ihr seht die Maschine zum ersten mal mit eigenen Augen. Verschafft euch zunĂ€chst einen GesamtĂŒberblick und geht ein paar mal um das Motorrad herum. Wie ist der erste Eindruck? Ist sie gepflegt? Wirkt sie gut in Schuss? Sind ĂŒber normale Gebrauchsspuren hinausgehende Kratzer vorhanden? Erkennt ihr rostige oder “gammelige” Stellen?

Der VerkĂ€ufer wird euch etwas zu dem Motorrad erzĂ€hlen. Trennt Wichtiges von Unwichtigem und filtert Fakten von ErzĂ€hlungen bzw. “Stammtischgerede”. Damit sind Aussagen gemeint wie z.B.

  • “Diese Motoren laufen ewig” => Stammtischgerede. Motoren sind Verschleiß unterworfen, und je mehr km der Motor auf dem Buckel hat, desto mehr Verschleiß wird vorliegen.
  • “Die Kratzer haben mich nie gestört” => Mag sein, aber es kommt darauf an, ob sie euch stören!

Vor der Probefahrt solltet ihr einige technische Punkte prĂŒfen:

  • Welche Profiltiefe haben die Reifen noch? Das Absolute Minimum sind 1,6 mm. Ihr könnt dies einfach mit einem Euro prĂŒfen. Der goldene Rand der ein-Euro-MĂŒnze ist drei Millimeter breit. Wenn ihr die MĂŒnze in der Mitte des Reifens ins das Profil steckt, könnt ihr die circa-Profiltiefe ablesen.
Das Profil immer in der Mitte des Reifens messen
  • Nicht nur das Profil ist entscheidend, auch das Alter der Reifen. Die Reifen werden mit der Zeit hart und bieten keinen guten Grip mehr, auch wenn noch genĂŒgend Profil vorhanden ist. Die Reifen sollten nicht Ă€lter als sechs Jahre sein. Ihr könnt das Produktionsdatum auf der Reifenflanke ablesen. Die sog. DOT-Nummer ist dort eingeprĂ€gt und könnte z.B. lauten “DOT 1916”. Das bedeutet, dass der Reifen in der 19. Kalenderwoche des Jahres 2016 gefertigt wurde.
Bei einem Zweirad sollten die Reifen nicht zu alt sein!
  • PrĂŒft den Zustand der BremsbelĂ€ge und der Bremsscheiben. Die BremsbelĂ€ge können geprĂŒft werden, indem man auf die BremssĂ€ttel schaut. Die BelĂ€ge haben Kerben im Profil, deren Tiefe die Mindestbelagsdicke anzeigt. Wenn die Kerbe kaum oder nicht mehr sichtbar ist, mĂŒssen die Bremsscheiben ersetzt werden.
  • PrĂŒft, ob das Lenkkopflager Spiel hat. Ist Spiel vorhanden, so merkt ihr das daran, dass der Lenker sich ein kleines StĂŒck bewegen lĂ€sst, bevor sich die Gabel bewegt.
  • Schaut euch Zustand und Alter der Kette an. Fragt, wie lange die Kette schon auf der Maschine ist. PrĂŒft dann die Spannung der Kette. Sie sollte sich mit dem Finger ein wenig anheben lassen, aber nicht durchhĂ€ngen. Abgeschliffene ZĂ€hne am Ritzel sind ein klares Zeichen dafĂŒr, dass der Kettensatz ausgetauscht werden muss.
  • PrĂŒft einmal alle elektrischen Funktionen: Abblend- und Fernlicht, Lichthupe RĂŒckleuchte, Bremsleuchte (prĂŒft separat die Funktion beider Bremshebel!), Blinker, Hupe. Geht der Motor aus, wenn ihr den SeitenstĂ€nder ausklappt? Schaltet die Griff- und/oder Sitzheizung ein, sofern die Maschine darĂŒber verfĂŒgt.
  • Springt die Maschine auf Anhieb an?
  • Dreht ein paar mal im Stand sacht am Gasgriff.Nimmt die Maschine das Gas gut an?

Die Probefahrt

Es ist Zeit fĂŒr eine Probefahrt. Diese sollte fĂŒr einen umfassenden Eindruck ca. 30-40 min dauern. In der Zeit solltet ihr eine Strecke fahren können, welche viele Fahrsituationen abdeckt. Achtet darauf, dass ihr nicht nur im Stadtverkehr unterwegs seid, sondern auch mal ein paar Kilometer Landstraße fahrt. Denn im Stop- and Go-Verkehr lassen sich Handling und Performance nur schwer erfassen. Tastet euch erst einmal an das Handling der Maschine heran. Wie reagiert sie auf einen Lenkeinschlag, wie ist die Gasannahme und Leistungsentwicklung, wie bissig sind die Bremsen, wann kommt die Kupplung. Ihr seid das Verhalten eurer aktuellen Maschine gewohnt und dosiert die Bremskraft z.B. gemĂ€ĂŸ dieser Gewohnheit. Wenn euer Probefahrt-Motorrad deutlich bissigere Bremsen hat und ihr beherzt zugreift, kann das einen ordentlichen Ruck geben. Kurz gesagt - Fahrt mit Sinn und Verstand und wagt euch erst tiefer in die Kurve wenn ihr sicher seid, das Verhalten der Maschine “verstanden” zu haben.

Auf eine Probefahrt sollte nicht verzichtet werden.

Preisverhandlung und Kauf

Verlief die Probefahrt positiv und ihr wollt die Maschine haben, steht die Preisverhandlung an. Der VerkĂ€ufer hat euch seine Vorstellung schon genannt. In der Regel hat er hier schon einen Puffer einkalkuliert, so dass ihr in den meisten FĂ€llen noch Verhandlungsspielraum habt. Wenn ihr bei der Besichtigung (s.o.) alle Punkte abgeprĂŒft habt, könnt ihr eure Argumentationsstrategie zurechtlegen. Dazu solltet ihr im Vorfeld die circa-Kosten der nĂ€chsten Inspektion oder fĂŒr das Auswechseln der Bereifung oder des Kettensatzes kennen. Diese in KĂŒrze zu erwartenden Kosten sind dann eure Verhandlungsmasse. Ebenso solltet ihr im Vorfeld den ungefĂ€hren Marktwert der Maschine ermittelt haben (zum Beispiel, indem ihr die Preise vergleichbarer Maschinen in den Verkaufsportalen recherchiert), um ggf. gegen ĂŒberzogene Preisvorstellungen argumentieren zu können.

Manchmal ist der Preis fest. Aber fragen kostet nichts!

An dieser Stelle ein paar Worte zu den Anbauteilen. Kaum ein Motorrad befindet sich in dem Zustand, in welchem es das Werk verlassen hat. Fast jeder Biker schraubt und individualisiert seine Maschine. Daher werden die teuren Anbauteile vermutlich besonders hervorgehoben und als Wertsteigerung dargestellt. Jedoch sind fĂŒr den Preis einer Maschine das Modell, Alter, die Laufleistung und der allgemeine Zustand ausschlaggebend. Anbauteile sind schön und nett, sie tragen aber kaum zur Wertsteigerung einer Maschine bei.

Achte auf die VollstĂ€ndigkeit der Unterlagen und SchlĂŒssel

Habt ihr euch dann geeinigt, erfolgen der berĂŒhmte Handschlag (in Zeiten von Corona vielleicht auch der Ellenbogen-bump) und der eigentliche Kaufvertrag. Ein standardisierter Kaufvertrag ist in unserem Ratgeber oder auch beim ADAC kostenlos als Download erhĂ€ltlich. Achtet darauf, dass euch nach der Bezahlung mit der Maschine auch alle notwendigen Unterlagen ausgehĂ€ndigt werden.

Welche Unterlagen werden beim Motorradkauf benötigt? :
  • Zulassungsbescheinigung Teil I und II
  • Bedienungsanleitung
  • Inspektionsheft
  • Das Zertifikat der letzten HU (TĂŒV-Untersuchung)
  • Ggf. Rechnungen von Reparaturen oder Anbauteilen
  • Ggf. Werkstatt Protokolle und Berichte (bei Unfallmaschinen)
  • Die ABE der Anbauteile sowie
  • SĂ€mtliche SchlĂŒssel
Geschafft! Ihr seid nun stolzer Besitzer eures nĂ€chsten Motorrades. Wir wĂŒnschen euch viel Spaß damit sowie allzeit gute und sichere Fahrt!

CHECKLISTE fĂŒr einen stressfreien Motorradkauf

  • Im Telefonat erfragen:
    • Was ist der Verkaufsgrund
    • Gab es lĂ€ngere Stillstandszeiten
    • Auf der Rennstrecke gefahren
    • Gab es UnfĂ€lle oder Umfaller
    • Falls ja: Wie wurden die SchĂ€den behoben
    • Wo parkt die Maschine (Garage/Carport/im Freien)
    • Bei welchem km-Stand ist die nĂ€chste große Inspektion fĂ€llig
    • Wann ist die nĂ€chste HU
    • Besonderheiten / AuffĂ€lligkeiten / Sonstiges
  • Bei der Besichtigung prĂŒfen
    • SchĂ€den (Kratzer, Dellen, Risse?)
    • Profiltiefe (mind. 1,6 mm. Rand einer 1 Euro MĂŒnze= 3 mm breit))
    • Alter der Reifen (DOT-Nummer Reifenflanke, Austausch nach sechs Jahren)
    • BremsbelĂ€ge und Bremsscheiben
    • Zustand der Kette und Ritzel
    • Spiel im Lenkkopflager vorhanden?
    • Springt die Maschine einwandfrei an
    • Nimmt sie problemlos Gas an
  • Probefahrt
    • 30-40 min Fahrt
    • Landstraße und/oder Autobahn
    • Vorsichtig fahren! Noch gehört das Moped nicht euch!
  • Kauf
    • Kaufvertrag (siehe hier)
    • Zulassungsbescheinigung Teil I und II
    • Letzter HU-Bericht
    • ABEs der Anbauteile
    • Bedienungsanleitung
    • Inspektionsheft
    • Ggf. Rechnungen von Anbauteilen, Reparaturen oder Protokolle

Euer Estimoto-Team

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