Motorräder aus den USA sind nach wie vor ein großer Genuss für Motorradfans. Trotz der vergehenden Jahre wächst ihre Beliebtheit kontinuierlich, und die Legende des Mannes, der von einer brummenden Harley begleitet wird, ist in der Popkultur lebendig. Amerikanische Motorräder verkörpern grenzenlose Freiheit und Unnachgiebigkeit. Diese Attribute verbindet man am stärksten mit den kraftvollen Maschinen, die auch in unserem Land immer größeres Interesse finden. Jedoch sind die meisten Importe Unfallmotorräder.
Jährlich gelangen Tausende von Autos und Motorrädern aus den Vereinigten Staaten nach Europa, wo sie auf Auktionen mit einem "salvage“ Titel angeboten werden. Fast immer handelt es sich um Fahrzeuge mit Schäden. Importeure betrachten diese Motorräder als Gelegenheiten, schnelles Geld zu verdienen.
Während im Jahr 2015 etwa jedes zweite exportierte Fahrzeug betroffen war, stieg diese Zahl im Jahr 2019 auf neun von zehn Fahrzeugen an. Laut Carfax bedeutet dies, dass fast jeder in Europa, der ein gebrauchtes Motorrad aus den USA kauft, mit einem Fahrzeug mit vorherigen Schäden oder anderen Problemen rechnen muss.
In Übersee wird der Titel "salvage" ungefähr mit unserem Begriff für Totalschaden verglichen, und allein die Bezeichnung "salvage" kann beängstigend wirken.
Etwa 80 % der Motorräder, die aus den USA importiert werden, haben den Titel "salvage". Das bedeutet jedoch nicht zwingend, dass sie schwer beschädigt sind. Wenn das der Fall wäre, würde sich ihre Einfuhr nicht lohnen, da Reparaturen zu kostspielig wären.
Es ist vorteilhafter, ein etwas teureres Motorrad mit geringfügigen Schäden zu kaufen als ein günstigeres mit schwerwiegenden Schäden. Mit steigenden Reparaturkosten geht der Import von stark beschädigten Fahrzeugen allmählich zurück und betrifft nur noch Nischenmotorräder. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Klassiker, die einer Generalüberholung bedürfen, oder äußerst seltene Modelle.
Ein "salvage“ Titel wird ausgestellt, wenn ein Fahrzeug aufgrund von Schäden infolge eines Unfalls, Wasserschadens, Feuers oder eines anderen Vorfalls nicht mehr für den Straßenverkehr geeignet ist. Wenn der Besitzer des Motorrads einen Unfall meldet, schickt die Versicherung einen Gutachter, um die Reparaturkosten im Verhältnis zum Wert des Motorrads zu bewerten. Wenn die Reparaturkosten den akzeptablen Prozentsatz des Motorradwerts übersteigen, wird es als „salvage“ eingestuft. Im Allgemeinen wird ein Totalschaden angenommen, wenn die Reparaturkosten mehr als 70 oder 80% des Wertes des Motorrads betragen. In einigen Fällen kann dieser Wert sogar bei 80-90 % liegen.
Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass ein Fahrzeug mit dem Titel "salvage" nicht zwangsläufig als Schrott betrachtet werden muss, obwohl dies manchmal der Fall ist. Einige der als „salvage“ verkauften Motorräder können vernünftigerweise nicht repariert werden und werden daher für Ersatzteile weiterverkauft.
Solche Informationen können beim Kauf eines Motorrads aus den USA abschreckend wirken. Importeure behaupten einstimmig, dass sie fast ausschließlich beschädigte Motorräder importieren, da dies sowohl für sie als auch für die Kunden die besten Gelegenheiten sind, hochwertige Maschinen günstiger zu erwerben. Doch hier ist Vorsicht angesagt. Man sollte sich bewusst sein, dass Importeure oft schnelles Geld verdienen wollen und die Qualität der Reparaturen zweifelhaft sein kann. Es besteht die Gefahr, dass Teile nicht ordnungsgemäß ersetzt werden und wichtige strukturelle Komponenten des Motorrads beschädigt bleiben.
Es ist jedoch äußerst schwierig, die Unfallschäden und die tatsächliche Qualität der Reparaturen beim Kauf zu überprüfen, da Importeure oft darauf aus sind, Kosten zu sparen und schnellstmöglich Gewinn zu erzielen. Auch wenn diese Motorräder äußerlich attraktiv erscheinen und als tolle und hochwertige Umbauten angepriesen werden, ist es für den Käufer nahezu unmöglich festzustellen, ob beispielsweise der Tank gespachtelt wurde oder der Rahmen noch gerade ist.
Im Vergleich zu Europa gibt es dafür mehrere Gründe. Erstens sind sie einfach preiswerter im Verkauf, sodass sie bei gleichem Wertverlust im Vergleich zu Europa auch als Gebrauchtmotorräder entsprechend günstiger sind.
Zweitens sind die Kosten für Motorradreparaturen in den USA stark gestiegen, und selbst kleinere Reparaturen sind sehr teuer. Während Ersatzteile wirklich günstig sein können, gestaltet sich die Suche nach einer kostengünstigen und qualitativ hochwertigen Reparatur schwierig. Einige Motorräder gelangen nicht einmal aufgrund von Schäden auf Auktionen, sondern aufgrund zu hoher Reparaturkosten. Der Fahrzeughalter wendet sich dann an die Versicherung und lässt das Fahrzeug "stornieren".
Drittens sind Versicherungsgesellschaften nur ungern bereit, Motorräder mit einem "rebuilt" Titel nach einem "salvage" Schaden zu versichern. Die Kosten für die Versicherung eines solchen Fahrzeugs können zu hoch sein, und im Falle eines erneuten Schadens kann man nicht mit angemessener Entschädigung rechnen. Des Weiteren ist ein sauberes Fahrzeughistory in Europa von großer Bedeutung, da Motorräder – insbesondere einige Jahre alte Modelle – erheblich an Wert verlieren, wenn sie keine einwandfreie Historie aufweisen.
Im Gegensatz dazu haben Motorräder mit leichten Schäden in Europa praktisch den gleichen Wert wie unfallfreie Fahrzeuge. Dies fördert den Import von Gebrauchtmotorrädern aus dem Westen.
Diese Unterschiede verdeutlichen, wo der eigentliche Preis eines Fahrzeugs aus den USA liegt - in seiner Historie. Ein Motorrad mit sauberer Historie ist nicht dasjenige, das sich lohnt zu importieren. Ein Fahrzeug, das jedoch Schäden erlitten hat, kann aufgrund seines niedrigeren Wertes über dem Ozean eine gute Importgelegenheit darstellen.
Die Kosten für den Import eines Motorrads aus den USA belaufen sich bei der Verschiffung auf etwa 600-800 Euro, bei Luftfracht zwischen 1.500 und 2.000 Euro. Der Import setzt sich aus den Kosten für den Transport zum Hafen/Flughafen in den USA, der Seefracht/Luftfracht und dem Transport vom Hafen in Bremerhaven/Flughafen zum Kunden zusammen.
Zusätzlich kommen dann noch Zoll und MwSt. auf den Kaufpreis. Die Importeure achten daher sehr stark darauf, dass der Kaufpreis sehr niedrig ist.
Um zu überprüfen, ob die importierte Harley einen Unfall hatte, können Sie diverse Anbieter wie z.B. Carfax in Anspruch nehmen, die einen Zugang zu den Datenbanken der Versicherungen ermöglichen. In der Regel reicht es aber einfach die Fahrgestellnummer der Harley zu googeln. In den meisten Fällen findet man die archivierten Seiten der Auktionen mit genauen Bildern und Verkaufspreisen der beschädigten Motorräder.
Wichtig! : Die Fahrgestellnummern der Harleys beginnen in Europa mit 5HD und in den USA mit 1HD. Oft wissen Besitzer einer Harley nicht, dass Sie einen reparierten US-Import fahren. Daher prüfen Sie unbedingt jede Harley mit einer VIN die mit 1HD beginnt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Motorräder in den USA im Vergleich zu Europa oft günstiger sind. Dies liegt zum einen daran, dass sie dort generell preiswerter verkauft werden und somit auch als Gebrauchtmotorräder zu niedrigeren Preisen angeboten werden. Ein weiterer Faktor ist die höhere Kostenstruktur für Motorradreparaturen in den USA, wodurch beschädigte Motorräder oft zu einem "salvage" Titel führen und günstig verkauft werden. Versicherungsgesellschaften sind zudem zurückhaltend bei der Versicherung von Motorrädern mit solch einem Titel. In Europa hingegen behalten Motorräder mit leichten Schäden ihren Wert, was den Import aus den USA attraktiv macht.
Es ist von größter Bedeutung, sich bewusst zu sein, dass der Kauf solcher Motorräder ein hohes Risiko birgt. Die bereits reparierten Motorräder werden oft als vermeintlich hochwertige Umbauten angeboten, die äußerlich in gutem Zustand erscheinen. Doch die Käufer wissen nicht, ob strukturelle Schäden vorhanden sind oder wichtige Komponenten ordnungsgemäß repariert wurden. Es ist äußerst ratsam, vor dem Kauf eines Motorrads aus den USA eine gründliche Inspektion durchzuführen und, wenn möglich, einen Sachverständigen hinzuzuziehen, der die Qualität der Reparaturen überprüfen kann.
Die vermeintlichen Schnäppchenpreise, die Motorräder aus den USA oft bieten, sollten keinesfalls den Blick auf die potenziellen Risiken verstellen. Die Importeure möchten möglicherweise schnelles Geld verdienen, und die korrekte Reparatur solcher Unfallmaschinen ist fraglich. Es ist daher äußerst wichtig, vorsichtig zu sein und gründliche Recherchen anzustellen, bevor man sich für den Kauf eines Motorrads aus den USA entscheidet. Denn am Ende ist es besser, etwas mehr für ein zuverlässiges und sicheres Motorrad auszugeben, als aufgrund versteckter Schäden viel Geld und Zeit für Reparaturen zu investieren.